Unkontrollierte IT

Wandel von der IT-Abteilung zum Service Broker

Aus MSM Studie: Studie Cloud Computing 2.0 – der Schweizermarkt bis 2016
Aus MSM Studie: Studie Cloud Computing 2.0 – der Schweizermarkt bis 2016

Die aktuellen Trendzahlen des MSM Research zur Entwicklung des IT Marktes bestätigen, was die Spatzen schon lange vom Dach pfeifen. Cloud Computing ist nicht mehr aufzuhalten und verdrängt nicht bloss die traditionelle interne IT sondern auch das klassische Full-Outsourcing. Der Paradigmawechsel im ICT-Betrieb wird zur Tatsache.

Wie war die Welt noch in Ordnung, als vor Jahren die interne IT noch ihren festen Bestandteil eines aufstrebenden Unternehmens war.

Traditionelle IT - da war alles noch im Griff
Traditionelle IT – da war alles noch im Griff

Der SW-Ingenieur und der Projektleiter waren die Helden, welche mühseligen Arbeitsabläufe in Programme gossen und die Abwicklung der Geschäftstransaktionen automatisierte. Der Betrieb war akzeptabel und die Abhängigkeit der IT hielt sich noch in Grenzen.

Aber die Welt hat sich gedreht. Mobilität, BYOD, BigData und eben auch IT aus der Steckdose sind heute Realität. Wie eine finstere Bedrohung werden die neuen Trends innerhalb der IT-Organisationen wahrgenommen und nach allen möglichen Abwehrargumenten gesucht, um das Unvermeintliche möglichst lange abzuhalten.

Unkontrollierte IT
Unkontrollierte IT

10 Cloud-Mythen gemäss Gartner
Gartner hat in einem aktuellen Beitrag die 10 grössten Märchen rund um Cloud Computing aufgelistet: http://www.gartner.com/newsroom/id/2889217

  • Mythos 1: Mit Cloud kann man immer Geld sparen
  • Mythos 2: Um gut zu sein, muss man in der Cloud sein
  • Mythos 3: Cloud soll für alles verwendet werden
  • Mythos 4: “Der CEO will es” ist eine Cloud-Strategie
  • Mythos 5: Wir brauchen EINE Cloud-Strategie oder Anbieter
  • Mythos 6: Cloud ist weniger sicher als Vorort-Installierte Systeme
  • Mythos 7: Cloud ist nicht für business-kritische Anwendungen
  • Mythos 8: Cloud ist nichts anderes als ein Datacenter
  • Mythos 9: Durch die Migration in die Cloud werden automatisch alle Cloud-Charakteristiken vererbt
  • Mythos 10: Virtualisierung ist gleichzusetzen wie Private Cloud

Das Verständnis, was Cloud Computing wirklich ist, ist grösstenteils noch unterentwickelt. Cloud ist längst keine technische Raffinesse mehr – es ist eine neue Computer-Revolution, wie künftig IT-Services bereitgestellt werden. Das Thema darf nicht mehr den technischen System-Administratoren alleine überlassen werden. Es ist die Pflicht des IT-Managements, sich mit der Thematik ernsthaft auseinander zu setzen und die Chancen und Risiken für das Unternehmen verantwortungsvoll aufzuarbeiten. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag “Gute Gründe für einen sicheren Weg in die Cloud“.

Und sie dreht sich doch…
Die Realität ist nicht aufzuhalten. Das Business will von den neuen Technologien profitieren und holt sich den Service halt selber. Schatten-IT’s sind die Folge, welche oft nicht einer zentralen Kontrolle unterstellt sind und damit ein unkontrolliertes Risiko für das gesamte Unternehmen darstellen.

Das damit das operationelle Risiko von Unternehmen zunimmt, entgeht auch nicht den offiziellen Regulatoren. Immer stärker werden nun Unternehmen verpflichtet, die Einhaltung der Richtlinien, insbesondere auch der rechtmässigen Abwicklung von Geschäftstransaktionen, der Datensicherheit- und Datenschutz-Bestimmungen zu prüfen und entsprechende Kontrollen einzurichten. Dadurch muss das interne Kontrollsystem (IKS) erweitert und auf die Überwachung der ordnungsmässigen Zusammenarbeit der externen Provider ausgerichtet werden.

Der künftige Service-Broker
Das künftige Rollenbild innerhalb der IT-Organisation wird sich verändern. Teilweise sogar dramatisch. Es ist ein schleichender, aber nicht aufzuhaltender Prozess. Die technischen Ingenieure werden nach und nach aus den Unternehmen verschwinden, da ihre Leistungen nun von externen Partnern erbracht werden. Infrastrukturen kann man intern nicht mehr konkurrenzfähig bereitstellen.

IT under Control
IT under Control

Wenn Unternehmen mehr und mehr Teile ihrer IT extern auslagern, sei es in die Cloud oder zu einem Sourcing-Provider, muss es jemanden geben, welcher die Schnittstelle zwischen den beiden Parteien wahrnimmt. Es braucht eine kompetente Stelle, welche die mehr und mehr extern betriebenen Service-Bestandteile zu einem ganzheitlichen Service orchestriert und die Qualität, Sicherheit, Compliance und Performance auf der gesamten Supply-Chain sicherstellt.

Erfolgreiches Sourcing oder Cloud-Computing startet nicht mit der Technologie. Vielmehr startet es mit einem klaren Blick auf das Service Management als oberste Management-Disziplin einer intern verbleibenden IT-Organisation.

Es braucht zwei “Eltern”-Teile, um ein Cloud-Computing-“Kind” “grosszuziehen”:

  • Service LifeCycle Management und dessen Prozesse (siehe ITIL®), beginnend mit der Service Strategy und dem bereits erwähnten Service Portfolio Management Prozess sowie den übergreifenden Lebenszyklus-Phasen Service Design, Transition, Operation und kontinuierliche Verbesserung.
  • Sourcing LifeCycle Management und seinen Aktivitäten-Stufen beginnend mit einer Sourcing-Strategie, Lieferantenauswahl, Transition, Operation und Vertrags-Management  (siehe auch OPBOK – Outsourcing Professional Body of Knowledge)

Diese beiden Disziplinen müssen miteinander “verheiratet” werden. Dies liegt in der Verantwortung des CIOs. Cloud Computing ohne diese beiden Rahmenbedingungen ist wie Finanzmanagement ohne Buchhaltung.

Und dies muss die Vision der verbleibenden IT-Organisation sein. Die Zukunft findet nicht nur in der Wolke statt – sie findet genauso in den Unternehmen statt, welche die Klaviatur des Service Brokerage beherrschen. IT-Organisationen sind gut beraten, sich auf dieses Szenario vorzubereiten. Und externe Cloud- oder Service Provider müssen sich auf reife Kunden einstellen, welche ihnen genauer auf die Finger schauen.

Einen wunderbaren Artikel dazu habe ich im Blog von Information Age gefunden: Out of service: when yesterday’s IT service management meets today’s world. Es wird höchste Zeit, sich dem Thema Service Management und Customer Experience ernsthafter auseinander zu setzen.


 

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