Eine Cloud macht noch keinen Frühling

Die Cloud-Nutzung ist die neue Realität – auch in Unternehmen. Wenn diese aber beginnen, grossflächig auf diese neue Delivery-Methode umzustellen, beginnt das hochgelobte Modell schnell den Glanz zu verlieren. Kunden wie auch Provider müssen oft bitterböse erkennen, dass die eigene Reife des Cloud-Managements unterschätzt wurde.

Die Nutzung von Cloud-Diensten gehört heute schon zur Normalität, nicht nur im privaten, sondern immer mehr auch im geschäftlichen Alltag. Zu einfach ist deren Nutzung und zu verführerisch die angebotene Flexibilität zu gleichzeitig tiefen Kosten.  Nicht selten träumt der CIO von einem leeren Rechenzentrum schon in den nächsten Jahren.

Und so tummeln sich bereits heute mehrere dutzend SaaS-, PaaS- und IaaS-Nutzer in Unternehmen und rühmen deren einfache Handhabung gegenüber den schwerfälligen IT-Diensten der eigenen IT-Abteilung. Solange sich ein Cloud-Service isoliert nutzen und betreiben lässt und zudem keine Business-kritischen Transaktionen und Daten verarbeitet, solange wird die Cloud den gewünschten Segen bringen, den sie verspricht. Herausfordernd wird es, wenn die Cloud beginnt, das Unternehmen zu durchdringen und sich an alle bis anhin unter eigener Kontrolle gehaltenen Daten und Systeme festzusetzen.  Cloud ist dann nicht einfach Cloud. Jede Cloud ist so verschieden, wie das heute die IT-Systeme sind. Und jeder Provider ist genauso so verschieden, wie dies die internen Betriebs-Abteilungen in IT-Organisation bereits sind. Interne Silo-Abteilungen werden gegen externe juristisch getrennte Silos ausgetauscht. Nur, dass es nun nicht mehr so einfach ist, alle an einen Tisch zu bekommen, wenn es Abstimmungsbedarf bei komplexen Problemlösungen gibt.

Plug and Play glänzt nur auf dem Marketingsheet. Die Beherrschung der Klaviatur des Enterprise-Cloud-Managements ist mehr als das Verwalten von gut ausgehandelter Verträge mit unterschiedlichen Providern. Im Tagesgeschäft bläst der Wind ungeahnt steif zurück. Die Änderungsdichte nimmt stark zu und der Abstimmungsbedarf geht ins Unermessliche. Störungen und Probleme werden auch nicht weniger, dafür ist deren Lösungs-Koordination mit den unterschiedlichen Providern eine Herkulesaufgabe. Die verschiedenen Monitore der Cloud-Anbieter ermöglichen kein einheitliches Bild. Ein Wassermelonen-Effekt: Aussen zeigt es gemäss SLA schön grün an – aber innen drinnen ist es tief rot. Auch der extern gehostete Service Desk, der Single Point of Contact kann keine Auskunft über irgendwelchen Status geben. Jeder Provider arbeitet auf eigene Art und lässt sich nicht einfach in den internen Unternehmens-Toolstandard integrieren.

Blame Game
Blame Game

Von wegen, die IT kommt nur noch aus der Steckdose. Das Cloud-Management für Unternehmen muss zur strategischen Disziplin werden, die gezielt aufgebaut und beherrscht werden will. Um keine Überraschungen im produktiven Alltag zu erleben, gilt es diese gezielt bereits bei der Definition der Cloud-Strategie zu berücksichtigen. Wie sieht das neue Betriebsmodell der Zukunft aus und welche Fähigkeiten müssen wir als IT-Organisation aufbauen. Aber auch, welche Management-Fähigkeiten müssen unsere künftigen Cloud-Provider mit in die gemeinsame Service-Öko-Landschaft einbringen.

Das neue Betriebsmodell muss während dem gesamten Cloud-Sourcing-Lebenszyklus sukzessive aufgebaut und mit dem Team und künftigen Provider umgesetzt werden. Welche Kernprozesse wollen wir intern weiterhin unter Kontrolle halten und wie integrieren wir das Management der Provider? Welche Anforderungen muss der Provider neben der technischen Fertigkeit in der Zusammenarbeit erfüllen, bevor wir seine Cloud-Dienste bei uns integrieren? Das neue Betriebsmodell der Zukunft ohne Server und Infrastrukturen muss unter allen Umständen funktionieren, so dass ein reibungsloser Betrieb auch Anforderungen der Compliance, Datenschutz, Continuity Management, Access Management und internes Controlling erfüllt. Und dies nicht einmal im Jahr zu Prüfzwecken – nein, so dynamisch wie es der Austausch einer Cloud auch zulässt.

Eine Cloud macht noch keinen Frühling. Sie kündet jedoch einen Wetterumschwung an. Es wird Zeit, dass Unternehmen und Provider beginnen, entsprechend passende Kleidung auszuwählen.

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