Es geht, aber nicht ohne detaillierte Abstimmung der der beiden Frameworks!
Es verhält sich wie mit allen Frameworks, die zur besseren Organisation herangezogen werden: Es muss genau ausgewählt werden, was Sinn macht im jeweiligen Unternehmenskontext. Sowohl ITIL als auch TOGAF geben nur Hilfestellung, was sich in vielen Unternehmen als sinnvoll herausgestellt hat. Neben diesem Herauspicken der relevanten Teile aus ITIL und TOGAF müssen diese Teile auch noch aufeinander abgestimmt werden. Ein Beispiel: Meint TOGAF Architecture Change Management das gleiche wie IT Changemanagement aus ITIL? Die Antwort ist: teilweise. Genau diese Fragen sind zu klären. Doch beginnen wir von vorne.
1. Was ist beiden Frameworks gemeinsam?
Sowohl TOGAF als auch ITIL haben schlussendlich zum Ziel, den Mehrwert im Business sicherzustellen. Dazu ist der Gedanke des engen Alignment zwischen Business und IT Organisation zentral. Beide Frameworks wollen mit geeigneten Vorgehensmodellen sicherstellen, dass die Generierung von Mehrwert (durch Services oder Solutions) gemanagt und damit bewusst gesteuert wird.
2. Was decken ITIL und TOGAF ab?
Die strategische Ebene decken beide Frameworks gut ab. Bei ITIL existiert dazu die eigene Phase Service Strategie. Bei TOGAF kümmert sich die Preliminary Phase und teilweise auch die Phase Architecture Vision (A) um die strategischen Belange.
Die taktische Ebene ist in beiden Frameworks sehr gut und detailliert ausgeführt. ITIL hält dazu die beiden Phasen Service Design und teilweise Service Transition bereit. Im Service Design wird der Service konzipiert, in der Transition wird er gebaut und in die Produktion überführt. Die Transition bildet so den Übergang auf die operative Ebene. TOGAF adressiert die taktisch Ebene in den Phasen Architecture Vision (A), Business Architecture (B), Information Systems Architecture (C) und Technology Architecture (D). Ebenfalls dazu gehört die zentrale Phase des Requirements Management. In diesen Phasen wird die Lösung konzipiert. Die Planung der Überführung und die Überwachung der Überführung erfolgt in den Phasen Opportunities & Solutions, Migration Planning sowie Implementation Governance. ITIL adressiert die Business Architektur nicht explizit. TOGAF hat dazu die eigene Phase B. TOGAF zieht die Linie zwischen IT Organisation und Business damit weniger scharf.
3. Was muss NICHT genauer abgestimmt werden?
Beispiel 1: Da TOGAF keine Guidance zu Service Operation bietet ist auch keine Abstimmung erforderlich. Alleine ITIL bildet hier die Basis. So muss zum Beispiel im Incident Management Prozess oder im Access Management Prozess keine Abstimmung der Frameworks erfolgen.
Beispiel 2: Für das erfassen der Business Architektur mit seine Prozesses, beteiligten Rollen und Verantwortlichkeiten bietet ausschliesslich in TOGAF Guidance. Auch hier ist keine Abstimmung der Frameworks erforderlich.
Beispiel 3: In einigen Bereichen bieten sowohl TOGAF als auch ITIL Guidance, ITIL ist dabei allerdings oft genauer und gibt mehr Detail Anweisungen. So umfasst TOGAF zwar die Überführung von Solutios in den Betrieb (Phasen Opportunities & Solutions, Migration Planning sowie Implementation Governance). TOGAF ist aber nicht so detailliert wie ITIL. ITIL gibt zum Beispiel auch umfangreiche Guidance hinsichtlich Testing.
4. Was muss genauer abgestimmt werden?
Alle anderen Bereiche müssen genauer abgestimmt werden. So ist auf strategischer Ebene zu klären welche Guidance herangezogen werden soll. Soll z.B. der Service Portfolio Gedanke mit zugehörigem Portfoliomanagement Prozess umgesetzt werden oder kommt TOGAF mit seinem ADM zu Zuge? Auch die Bedeutung im eingangs erwähnten Beispiel mit dem Change Management muss geklärt werden. Welcher Ansatz zur Steuerung der Veränderungen in einer IT Organisation soll zum Zuge kommen? Soll der Changemanagement Begriff eher umfassend wie in ITIL interpretiert werden oder steht der ‘Business Change’ aus Sicht TOGAF eher im Fokus?
5. Was sagt TOGAF zur Abstimmung?
TOGAF adressiert genau diesen Anpassungsbedarf an das Unternehmensumfeld und andere Frameworks in der Preliminary Phase. TOGAF spricht dabei vom Tailoring. Erfolgt dieses nicht ganz zu Beginn, so sind die Unklarheiten in der späteren Umsetzung garantiert.
Haben Sie in Ihrer Organisation schon Teile von ITIL umgesetzt und wollen nun herausfinden welche Teile aus TOGAF sinnvoll sind? Gerne unterstütze ich Sie bei dieser Arbeit.