Drive ITSM forward with Scrum

Agiles Projekt-Management mit Scrum – Das Erfolgsrezept hinter Google, Apple & Co

Scrum, ein reines Softwareentwicklungs-Framework? Falsch. Mit Scrum werden heutzutage revolutionĂ€re Autos gebaut (watch THIS), Radioprogramme geplant oder komplexe Airline-Fusionen umgesetzt. Scrum = Chaos? Falsch. Scrum ist hochstrukturiert, kann als Minimalframework nur ganz oder gar nicht angewendet werden, basiert aber gleichzeitig auf dem Prinzip sich selbst organisierender Teams und adaptiver Prozesskontrolle. Scrum, etwas fĂŒr eigenbrötlerische Entwickler? Falsch. Scrum ist komplett auf den Business Nutzen ausgerichtet und das nicht nur in der Planungsphase. Scrum = Schlechtes Design? Falsch. Scrum heisst in erster Linie besseres Design, da es im Gegensatz zu klassischen Wasserfallmodellen jederzeit dazu fĂ€hig ist, sich an die Umwelt anzupassen.

Willkommen in der RealitÀt

GemĂ€ss der kĂŒrzlich veröffentlichten ’State of Agile’-Studie benĂŒtzen 88% der befragten Unternehmen agile Methoden (zu diesen Unternehmen gehören auch Apple und Google), wobei Scrum mit 73% die am meisten benutzte agile Methode darstellt. Was im angelsĂ€chsischen Raum bereits mehr Mainstream wie RadikalitĂ€t ist, rollt im deutschsprachigen Raum jetzt erst richtig an. Ist Scrum also das Erfolgsrezept fĂŒr jedes Projekt? NatĂŒrlich nicht. Der agile Scrum-Ansatz ist noch lĂ€ngst nicht fĂŒr jedes Projekt geeignet, und was die Studie verschweigt: Viele agile Projekte scheitern. GemĂ€ss aktuellen Untersuchungen zwar immer noch viel weniger hĂ€ufig wie klassische Wasserfall-Projekte (um den Faktor Drei), dennoch scheint Scrum die Unternehmen vor vielfĂ€ltige und neue Probleme zu stellen. Dies zeigt fĂŒr mich vor allem eines: Scrum ist zwar sehr einfach zu verstehen, aber extrem schwierig anzuwenden. Scrum verĂ€ndert die Kultur eines Unternehmens und erfordert eine andere Einstellung aller Beteilgten. Dazu aber spĂ€ter.

Was ist Scrum?

Scrum gibt es schon lange. Die UrsprĂŒnge von Scrum liegen im japanischen Lean Management („The Toyota Way“, sehr empfehlenswertes Buch). Scrum wurde ursprĂŒnglich  fĂŒr High-Perfoming Teams konzipiert, welche gegenĂŒber klassischen Wasserfall-Teams 5-10 Mal höhere Effizienz und QualitĂ€t erbringen sollen. Als Projektmanagement Framework basiert Scrum auf einem empirischen, inkrementellen und iterativen Ansatz. Dies aufgrund der Erfahrung, dass komplexe Entwicklungsprozesse nicht von Anfang an vorhersagbar sind. Scrum lĂ€sst sich auf alle Arten von Projekten und Programmen anwenden, fĂŒr die Erstellung von Produkten, Services oder sonstigen Resultaten, unabhĂ€ngig vom Grad der KomplexitĂ€t und der Branche. Scrum basiert auf einer Reihe von Prinzipien (Dies sind: Empirical Process Control, Self-Organization, Value-based Prioritization, Time-boxing & Iterative Developement) und dem Scrum-Flow, welcher sich wie folgt zusammenfassen lĂ€sst:

  1. Der Prozess beginnt mit dem Stakeholder Meeting, in dem ausgehend vom Business Case die Projekt Vision erstellt wird
  2. Daraus resultiert ein priorisierter Produkt Backlog, welcher die Business Anforderungen in Form von User Stories dokumentiert
  3. Jeder Sprint beginnt mit einem Sprint Planning Meeting, in welchem hochpriorisierte User Stories (value-based) fĂŒr die Aufnahme in den Sprint diskutiert werden (Resultat: Sprint Backlog)
  4. Ein Sprint dauert i.d.R zwischen 1-6 Wochen, am Ende steht jeweils ein potentiell lieferbares Ergebnis (Neues Produkt/Service oder Inkrement)
  5. WĂ€hrend dem Sprint werden tĂ€gliche Stand-Up Meetings, sog. Daily Scrums durchgefĂŒhrt, in welchen der Fortschritt kommuniziert wird und Hindernisse aus dem Weg gerĂ€umt werden (Max 15. Minuten)
  6. Am Ende des Sprints findet das Sprint Review Meeting, in dem den Stakeholdern eine Demonstration des Produkts gemacht wird.
  7. Der Produkt Owner akzeptiert das Resultat nur, wenn die vordefinierten Acceptance Kriterien erfĂŒllt sind. Der Produkt Backlog Log wird danach aktualisiert.
  8. Der Sprint Zyklus endet mit dem Sprint Retrospect Meeting, in dem Prozessverbesserungen fĂŒr den kommenden Sprint diskutiert werden.
Der Scrum Flow
Der Scrum Flow

Wer im IT Service Management zuhause ist, wird hier unweigerlich an den CSI-Approach erinnert (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess mit seinen Feedbackschleifen). Scrum ist quasi die Zwillingsbruder von CSI, aber in einem anderen Universum.
Hier ein beeindruckendes Beispiel, wie Scrum in der Automobilbranche angewendet wird: (Klicken Sie diesen Link, falls das folgende Video in ihrem Browser nicht sichtbar ist)::

Nun zu den Rollen. Scrum kennt drei Kernrollen:

  • Den Produkt Owner: Er reprĂ€sentiert die ‚Voice of the Customer‘, ist verantwortlich fĂŒr den ROI und die Priorisierung des Product Backlogs. In der radikalsten Form wurde dies bei Apple praktiziert: Es gab nur einen Produkt Owner: Steve Jobs
  • Den Scrum Master: Er agiert als ‚Facilitator‘ fĂŒr den Scrum Prozess, rĂ€umt Hindernisse aus dem Weg (-> Impediment Log) und beschĂŒtzt das Scrum Team vor negativen EinflĂŒssen
  • Das Scrum Team: Es implementiert primĂ€r. Das Scrum Team muss immer cross-functional sein (keine Spezialisierung), selbst-organisiert und idealerweise mit eine durchschnittliche Teamgrösse von 4.6,… ok…zwischen 3-9 Personen. Interessant dazu: Brooks Law (Adding manpower to a late project makes it later)

Ein Scrum Projekt kann ĂŒbrigens auch aus mehreren Scrum Teams bestehen (Die Kaskadierung erfolgt dann ĂŒber sog. ‚Scrum of Scrums‘). Yahoo beispielsweise hat 200 global verteilte Scrum Teams, welche zeitweise am gleichen Projekt arbeiten.

Und Tools? In Scrum ist eines von zentraler Bedeutung: Das Scrum Board. Alles was es dazu braucht, ist ein Whiteboard, Stifte und ein paar Post-It‘s. Hier ein elektronisches Tool zu verwenden wĂ€re der absolute Killer, das Scrum Board muss fĂŒr jeden Scrum Team Member gut sichtbar sein (Transparenz) und dient als wichtigstes Hilfsmittel im Daily Standup Meeting (Fortschritt, Feedback). Im folgenden Bild das Scrumboard, das jetzt hinter mir hĂ€ngt (Hinweis: Nachdem dieser Blog veröffentlicht ist, kann ich ein Post-It nach rechts verschieben 🙂 :

Tools? Whiteboard, Stift und Post-Its reichen. Hier mein aktuelles ScrumBoard
Tools? Whiteboard, Stift und Post-Its reichen. Hier mein aktuelles ScrumBoard (We walk the talk)

Reicht dies nun, damit Scrum funktioniert? Nicht ganz
.

Wasserfall mit Scrum ist immer noch Wasserfall. Radikales Umdenken ist gefragt

Haben Sie auch schon Projekte erlebt, welche blind Prozesse befolgen, brav Projekt-Dokumente produzieren und dabei voll an die Wand fahren? Ich schon. So ein Szenario ist ĂŒbrigens auch mit dem Scrum-Prozess denkbar. Viele Unternehmen schreiben sich heutzutage ‚Agil‘ auf die Fahne, geĂ€ndert hat sich aber nichts (in Scrum heisst dies ‘ScrumButt‘, von ‘Yes, Scrum…but…’). Es ist problematisch, wenn man versucht, nur einzelne Aspekte von Scrum umzusetzen. Scrum funktioniert als Minimalframework nur ganz oder gar nicht und ein ‘Excellent Scrum‘ (d.h. eine messabre jĂ€hrliche Umsatzsteigerung von 400%) erfordert einen Kulturwandel und eine Änderung der Einstellung aller Beteiligten. Am besten kommt das fĂŒr mich im Agilen Manifesto zum Ausdruck, welches 2001 u.a. von Ken Schwaber und Jeff Sutherland, den Erfindern von Scrum geschrieben wurde und folgende vier Kernpunkte enthĂ€lt:

  • Individuen und Interaktionen gelten mehr als Prozesse und Tools
  • Funktionierende Programme gelten mehr als ausfĂŒhrliche Dokumentationen
  • Die stetige Zusammenarbeiten mit dem Kunden steht ĂŒber den VertrĂ€gen
  • Der Mut und die Offenheit fĂŒr Änderungen steht ĂŒber dem Befolgen eines festgelegten Plans

Die Konsequenzen auf klassische Organisationen sind umwÀlzend:

  • Die Unternehmen-Hierarchie verflachen
  • Aufstiegsmöglichkeiten um klassischen Sinn entfallen zum Teil. Menschen beginnen sich ĂŒber Arbeitsinhalte zu definieren statt ĂŒber ihren Job Title
  • Die Veranwortungsbereiche aller Beteiligten und der verbliebenen FĂŒhrungspositionen verĂ€ndern sich stark. Neu: Scrum (of Scrum) Master, Product Owner und Scrum Team.

Scrum: The Way Teams work

Oft wird ĂŒbersehen, dass Scrum auch ein Instrument ist, um die Zusammenarbeit in Teams und ĂŒber Teams hinweg zu organisieren und daraus motivierte und erfolgreiche Teams zu machen, wie man Sie z.B. bei Google, Faceboock und anderen High-Performing Unternehmen antrifft. Das ist fĂŒr mich der Kern von Scrum und stellt fĂŒr mich auch dessen Mehrwert gegenĂŒber anderen (Wasserfall- und agilen) Frameworks dar. Ein Aspekt davon ist Selbst-Organisation, welche eines der Geheimnisse fĂŒr eine herausragende Team-Performace ist (Klicken Sie diesen Link, falls das folgende Video in ihrem Browser nicht sichtbar ist):

Der Weg zu Scrum

Wie weiter? Überlegen Sie sich, in Ihrem Unternehmen Scrum einzufĂŒhren oder Ihre bestehende Scrum Performance zu verbessern? Aufgrund der dazu nötigen VerĂ€nderungen auf Organisations- und Verhaltensebene ist dies oft ein langer Weg. Sie können jedoch einen Grundstein legen mit der richtigen Ausbildung.

R.E.P-logoDie Glenfis AG ist seit 1.1.2014 ein R.E.P., ein offiziell registrierter Education Partner von Scrum Study. Scrum Study ist einer der drei Organisations-AutoritÀten (neben Scrum.org und Scrum Alliance), welche offizielle Scrum-Zertifikate und Trainingsprovider-Akkreditierungen anbieten können.

Als erstes Seminar haben wir bereits den Scrum Master mit dem Zertifikat „Scrum Master Certified (SMCÂź)“ entwickelt und ausgeschrieben. Das erste öffentliche Seminar findet am 14.-15. April 2014 in ZĂŒrich statt. Anmeldungen nehmen wir sehr gerne bereits heute entgegen.

Die weiteren Seminare fĂŒr Agile Expert Certified oder Scrum Product Owner Certified werden aktuell entwickelt und in den nĂ€chsten Monaten aufgeschaltet.

5 Kommentare zu «Agiles Projekt-Management mit Scrum – Das Erfolgsrezept hinter Google, Apple & Co»

  1. Eine sehr schöne Zusammenfassung, interessant auch die Transformation in andere GeschĂ€ftsprozesse als Softwareentwicklung. Als Fachanwalt fĂŒr IT Recht beschĂ€ftige ich mich regelmĂ€ĂŸig mit der vertraglicher Abbildung agiler Projekte. In diesem Bereich liegt noch einiges im Argen, insbesondere wird kundenseitig oft versucht werkrechtliche Elemente wie die Erfolgs- und Verzugshaftung bzw. die gesamte Projektverantwortung dem Lieferanten aufzudrĂ€ngen. Ohne Scrum und die Rollenverteilung zu verstehen kann eine Vertragsgestaltung nicht funktionieren, und hier happert es bei den rechtsabteilungen noch oft.

    GrĂŒĂŸe

    Sebastian Helmschrott

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