Die Planung, Entwicklung, Umsetzung und Aufrechterhaltung von Service Management Systemen und Prozessen ist eine echte Herausforderung, welche Erfahrung, Wissen und eine hohe kommunikative Kompetenz voraussetzt. Die richtige Person zu finden, welche das notwendige Rüstzeug mitbringt, ist für IT Organisationen mitunter einer der kritischsten Erfolgsfaktoren für das Gelingen des Projekts. Die heute verfügbaren ITIL®-Zertifizierungen zeigen zwar auf, ob ein Kandidat das notwendige Wissen hat – ob er es dann auch in der Praxis umsetzen kann, bleibt oft in den Sternen geschrieben.
Diese Kritik an den ITIL®-Zertifizierungsreigen ist nicht abwegig – die meisten Trainingsunternehmen sind leider auch nur darauf ausgerichtet, die Bestehens-Rate hochzuhalten, statt Praxis-Knowhow zu vermitteln. Das führt dazu, dass heute bereits scharenweise zertifizierte ITIL®-Experten auf dem Markt sind, welche trotz der insgesamt über 150 Schulungsstunden immer noch nicht in der Lage sind, die Definition eines IT Services und deren wesentlichen Bestandteile herzuleiten. Siehe dazu auch den Blog-Beitrag ITIL experimentell erlernen – spielerisch, dafür nachhaltig
Die ITIL®-Zertifizierungen sollen jetzt nicht schlecht geredet werden. Framework-Knowhow ist wichtig bei der Implementierung. Es gibt bereits genügend selbsternannte Protagonisten, welche ohne wirklich vertiefte ITIL®-Kenntnisse ihre eigene Interpretation darüber verkünden und eine eigene Lehre als die einzig Richtige verkaufen. Theoretiker hat es bereits mehr als genug auf dem Markt. Aber die Umsetzungserfahrung ist gerade in einer von der jeweiligen Organisation abhängigen Praxis geprägten Verfahrens- und Verhaltensstruktur einfach unerlässlich. Der Umgang mit Menschen, zeitweise schwierigen Menschen und Organisations-Konstellationen sind die wahren Herausforderungen in einem Veränderungsprojekt. Leute von Ihren angestammten und liebgewonnen Abläufen abzubringen und dazu zu bringen, Neues zu akzeptieren, ist eine Gabe, welche einem nicht einfach in die Wiege gelegt wird, sondern durch mehrfaches „auf die Nase fallen“ und „daraus Lehren ziehen“ angeeignet wird. Der Erfolgsnachweis ist letztlich eine massgebliche Auszeichnung, ob ein Kandidat für solch ein Vorhaben geeignet ist. Ein ITIL®-Zertifikat sagt hierzu leider nichts aus.
Das Bedürfnis, die Professionalität von Service Management Spezialisten ausweisen zu können, hat schon immer bestanden. Sowohl von den Spezialisten, welche ihre gemachten Erfahrungen besser zum Ausdruck bringen möchten – aber auch von Unternehmen und Organisationen, welche eine verlässliche Referenz suchen, um die Spreu vom Weizen trennen zu können. Seit 2010 gibt es nun das priSM-Institut, welches sich genau dieses Bedürfnisses angenommen hat. priSM® steht für „Professional Recognition for IT Service Management“ und stellt sogenannte Credentials, das sind Bestätigungen, respektive Nachweise bezüglich der professionellen Erfahrung der Kandidaten aus. Mit den Credentials werden also sowohl Engagement als auch Kenntnisse im Bereich Service Management bestätigt.
priSM® ist eine internationale Organisation, welche durch die itSMF-Organisation gesponsert wird. Für die Anerkennung zu einem Credential-Level braucht es keine Zertifizierungs-Prüfung. Vielmehr muss ein Bewerber Erfahrung, Bildung, Wissen und Fähigkeiten unter Beweis stellen und einer kritischen Überprüfung unterziehen lassen. Das priSM-System sieht auch vor, dass ein Kandidat durch fortführende Ausbildung und Praxiserfahrung höhere Credential-Levels erreichen kann – aber auch wieder verlieren kann, wenn seine Erfahrungen nicht aufrecht erhalten bleiben. Ein Credential ist also nicht ein weiteres Zertifikat, sondern eine von unabhängiger Seite geprüfte Anerkennung der Fachspezialisten. Folgende Credential-Levels sind definiert:
Auf der priSM-Website ist auch ein Calculator verfügbar, welches eine erste Selbsteinschätzung ermöglicht. Es werden nicht nur ITIL®-Zertifikate anerkannt, sondern auch alle gängigen Ausbildungen im Bereich Service Management, Projekt Management oder IT Governance (Siehe dazu auch den Blog-Beitrag: IT Manager – quo vadis?). priSM® stellt auch ein Mentor-Programm zur Verfügung, um Kandidaten in ihrer Entwicklung zu fördern.
Es besteht eine Arbeitsgruppe des itSMF Deutschland unter der Leitung von Herrn Dierk Söllner, welche mit der Aufgabe betraut wurde, priSM im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen und zu fördern. Die heute nur in English verfügbaren Unterlagen und Web-sites werden nun übersetzt und zur Verfügung gestellt. Es wird auch daran gearbeitet, die hiesige Ausbildungen und Kongresse zu integrieren, damit diese bei den Bewerbungen anerkannt werden. In der Arbeitsgruppe ist auch Gerry Wallner, der erste Credential-Holder im deutschsprachigen Raum, welcher vor kurzem vom internationalen Board zum Director „Credential Services priSM EMEA“ ernannt wurde.
Die Glenfis AG unterstützt die Idee und Vision des priSM® und ist auch aktiv in der Arbeitsgruppe vertreten. Noch ist die Zahl der Credential-Holder im deutschsprachigen Raum übersichtlich. Sobald aber der Markt den Wert der priSM® Credentials erkennt, wird die Bedeutung auch hierzulande stark steigen. ITSM-Fachspezialisten sind gut beraten, sich hier zu bewerben, um aus der Masse herausstechen zu können. Nur sorry, liebe Kollegen in der Schweiz – der Erste ist hierzulande schon vergeben. Aber es hat noch Platz genug.