Bereits sind es wieder zwei Wochen her, seit wir das 5. ITIL-Forum der Schweiz eröffnet haben. Bei schönem Wetter fanden sich etwa 100 Personen in Sarnen zum bereits traditionellen Service Management und Governance Treffen in Sarnen ein.
Das Motto des diesjährigen Kongresses war „Change IT“. Die Veränderung selbst wurde zum Thema gemacht. Und es hat uns die ganzen drei Tage intensiv begleitet. Die Veränderungen rund um Cloud Computing, Social Media, Big Data werden einschneidend für alle Organisationen und betroffene Mitarbeiter sein. Die Frage, inwieweit das Management auf diese Herausforderungen heute bereits gerüstet ist, scheint einhellig eine eher pessimistische Haltung vorzuherrschen. Das Thema beschäftigt.
Eine besondere Ehre wurde dem Forum durch den Besuch von Rob England – besser bekannt unter seinem Pseudonym IT Skeptik zu teil. Er hat uns die Augen etwas geöffnet, in dem er uns klar machte, dass nicht alle Situationen und Fragestellungen in einer der standardisierten Prozesse von ITIL oder
COBIT gezwängt werden kann. Es gibt in der Praxis immer wieder Fälle, sogenannte Cases wie er sie nennt, welche nicht stur nach Prozess – dafür mehr gemäss Expertenverstand gelöst werden müssen. Er hat dies in einem pragmatischen Ansatz festgehalten, den „Standard+Case“ welches in allen gängigen Buchhandlungen gefunden werden kann.
Werner Staub, Head Operational Shared Services der AXA-Technology hat uns aufgezeigt, wie Service Qualität als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren des IT Betriebs ermittelt werden kann. Eine wirksame Steuerung dieser beginnt mit der Vereinbarung und der Messung der richtigen KPI. Diese werden anschliessend analysiert und entsprechende Massnahmen abgeleitet. Er hat uns auch noch etwas in die Welt des SixSigma eingeführt.
Ein weiteres Highlight war der Besuch von Romy Bohnenblust, der Leiterin Marketing & Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Roten Kreuzes im Kanton Zürich. Sie hat uns
eindrücklich aufgezeigt, wie stark die SRK auf das Funktionieren der IT Services angewiesen ist und wie mit sehr begrenzten Mitteln die notwendigen Dienstleistungen mit IT Mitteln unterstützt werden. Kommunikation zwischen dem Business und der IT war ihre zentrale Botschaft für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Gerry Wallner vom itSMF Deutschland und Director der Beck et al. Services hat uns das priSM vorgestellt. Mit priSM® erhalten ITSM-Mitarbeiter, -Verantwortliche und -Berater die Chance ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen im ITSM auf den Prüfstand zu stellen und formal bestätigen zu lassen. Das ist nicht ein weiteres Zertifikat, sondern eine von unabhängiger Stelle ausgestellte Anerkennung der beruflichen Praxiserfahrung.
Am Nachmittag wurden jeweils spannende Workshops durchgeführt, wobei die Teilnehmer die Qual der Wahl hatten. Die Experten-Fachgruppe „IT Service Management“ der SwissICT hat hier als Beispiel die Risiken in einem Multivendor-Sourcing Umfeld aufgezeigt.
Mit allen Speakern des ersten Tages wurde auch eine Plenumsdiskussion geführt, in welchem auch das Publikum eingebunden wurde. Es wurde der Frage nachgegangen, wie eine eher introvertierte Technologie Abteilung in eine kundenfokussierte und serviceorientierte Organisation überführt werden kann.
Jan Schilt von Gamingworks das 8-Feld-Modell vorgestellt, wie sinnvollerweise, IT Organisationen vorgehen sollen, um zielgerichtete Trainings sicherzustellen. Die IT Mannschaft unreflektiert einfach zu einem ITIL-Zertifizierungskurs zu schicken ohne sich über deren Nutzen für das Unternehmen sowie der erwartete Wissenstransformationseffekt zu messen, ist nicht eben optimal investiert.
Der anschliessende Apèro sowie die Abendveranstaltung auf dem Flüeli Ranft, im Hotel Paxmontana war ein weiterer Höhepunkt. In gemeinschaftlicher Geselligkeit konnte ein sehr gemütlicher Abend bei traumhaften
Wetterbedingungen genossen werden. Die Bilder des Abends sprechen Bände. Nachdem alle Teilnehmer mit dem Shuttlebus wieder sicher in Sarnen angekommen sind, wurde die mittlerweile angebrochene Nacht mit einer Bierschwemme ausgeklungen. Genaue Zeitangaben wurden nicht protokollarisch erfasst.
Einen absoluten Höhepunkt konnten wir auch am zweiten Tag geniessen. Mit Claude Nicollier, unser Schweizer NASA-Astronaut hat uns mit atemberauschenden Bildern aufgezeigt, welche Lehren aus 50 Jahren bemannter Raumfahrt gezogen wurden und wie in einem solch hochriskanten Unterfangen Erfolge erzielt werden. Er hat uns mit seinen Erfahrungen gelehrt, wie man Strategien definieren und entwickeln kann, um das Risiko des Scheiterns einer Mission zu reduzieren.
Die Herren Andreas Kunz und Andy Züger von der Organisation und Informatik der Stadt Zürich stellten die Informatik einer Grossstadt vor. Eindrücklich war der Film „Nie ohne – IT Stadt Zürich“. Das OIZ hat sehr hohe Ansprüche an sich selber und an die Qualität der IT Services gestellt. Als öffentlicher Betrieb hat sich die OIZ an den Anforderungen des Marktes auszurichten und sich daher sehr hohe Ziele gesetzt. Die Herren Kunz und Züger zeigten uns auf, wie OIZ 2011 die Zertifizierung von ISO 20000 erreichte und welche Lehren sie daraus gezogen haben.
Im Anschluss an dieses Referat hatte es Andreas Bensheimer, strategischer Einkäufer für IT Leistungen bei der Raiffeisen Schweiz verständlicherweise schwer zu toppen. Aber er hat uns sehr gut aufgezeigt, wie wichtig es ist, zwischen Legal, Einkauf und IT Abteilung gut zusammen zu arbeiten um ideale Lösungen für das Unternehmen sicherstellen zu können.
Spannend war auch das Referat von Detlef Bengs, Change und Lizenzmanager der Swissgrid. Die Swissgrid ist seit dem 01.01.2013 Eigentümerin des Hochspannungsnetzes in der Schweiz. Daraus ergibt sich eine ganz neue Rolle mit erhöhter Verantwortung beim Betrieb einer der kritischsten Infrastrukturen der Schweiz. Detlef Bengs zeigt uns auf, wie die IT Abteilung der Swissgrid bei den Betriebsprozessen voll auf das Framework von ITIL setzt und seit rund 3 Jahren an der sukzessiven Erhöhung der Prozess Maturität arbeitet.
Am Schluss der Veranstaltung haben wir einen letzten Höhepunkt mit dem Besuch von Robert E. Stroud, Vice President für Strategy & Innovation von Computer Associates und Mitglied des ISACA Strategic Advisory
Council & Chair ISACA Liaison Subcommittees. Rob zeigte uns Ansätze, wie mit der konstant geforderten Innovation und gleichzeitiger Stabilität der Service Umgebung umzugehen ist. Er spannte für uns den Bogen von ITIL zu COBIT 5 und wie uns diese Frameworks auch in Zukunft helfen, den dynamischen Bedarf an Informationsressourcen zu meistern.
Das ITIL-Forum ist nicht nur ein Kongress zu den Themen Service Management und Governance. Es ist auch die grösste Service Management Fachmesse der Schweiz. PLAIN IT als Gold Aussteller sowie alle anderen Aussteller standen während des Forums für Präsentationen und Expertenmeinungen zur Verfügung.
Das ITIL-Forum ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Informatik-Anlässe geworden. Der Kongress wurde auch von den Fachverbänden itSMF Deutschland, VIW, SwissICT, ISACA und ICMF unterstützt. Vielleicht gelingt uns in den nächsten Jahren auch noch, den Schweizer Ableger des itSMF zur Unterstützung zu bewegen.
Das Feedback war wieder einmal überwältigend. Daher werden wir mit Bestimmtheit auch im 2014 wieder einen Anlass organisieren.Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst. Das zeigen schon diese Bilder.
Das ganze Organisationsteam sowie Thomas Estermann und ich freuen uns, schon bald wieder die nächsten Details zum 6. ITIL-Forum 2014 bekannt geben zu dürfen.